Marrow & Tallow Skincare Ursprung

Historische Tallow Creme: Marrow als Luxus des 19. Jahrhunderts

Heute muss man Freunden und Bekannten oft noch erklären, was sich hinter dem Begriff „Tallow Creme“ verbirgt. Vor 150 Jahren war das ganz anders. Damals waren Hautcremes aus Tallow (Rindertalg) und Marrow (Mark) in Apotheken selbstverständlich erhältlich. Das Wissen um den besonderen Wert dieser natürlichen Rohstoffe für die Haut ist in den letzten Jahrzehnten jedoch weitgehend verloren gegangen. Tallow & Marrow wurden verdrängt von Mineral- und Pflanzenölen. Doch wie genau war es früher? Und stimmt es wirklich, dass Tallow & Marrow ganz selbstverständlich in der Hautpflege verwendet wurden?

Unsere Spurensuche in Bibliotheken & Archiven

Um Antworten zu finden, sind wir tief in alte Apothekenbücher eingetaucht. So konnten wir ein klares Bild gewinnen, wie Hautpflegeprodukte im 19. Jahrhundert hergestellt wurden. Viele Rezepte basierten auf Tallow – doch schon vor 150 Jahren tauchten im ersten einheitlichen Arzneibuch, der *Pharmacopoea Germanica* von 1872, die ersten Rezepturen mit erdölbasierten Fetten wie Vaselinum album (weiße Vaseline) und Vaselinum flavum (gelbe Vaseline) auf. Die Erfindung der Vaseline durch Robert Chesebrough im Jahr 1859 markierte den Beginn vom Ende der traditionellen Tallow- und Marrow-Kosmetik.

 

Zurück ins Jahr 1824

Um die ursprüngliche Hautpflege zu verstehen, mussten wir einige Jahrzehnte weiter zurückgehen – in eine Zeit, in der Erdöl noch keine Rolle spielte. Fündig wurden wir in einem Werk aus dem Jahr 1824, verfasst von einem deutschen Arzt und Apotheker. Dieses Buch richtete sich an Apotheker, Ärzte, Parfümeure und die wohlhabende Bürgerschicht, ganz im Zeitgeist des Biedermeiers in der das Bürgertum begann, sich für gehobene Kosmetik und Haushaltsmittel zu interessieren. Zeitgenössisch ist es deshalb so wertvoll, weil es eine Momentaufnahme der Haut- und Haarpflege vor der Industrialisierung liefert – mit Tallow und Marrow als selbstverständliche Basisstoffe, noch bevor chemische Produkte den Markt dominierten.

Tallow war Standard – sogar Bärenfett wird erwähnt

Im Gegensatz zu Apothekenbüchern ab 1850 finden sich in diesem Werk ausschließlich Rezepturen mit natürlichen tierischen oder pflanzlichen Fetten. Mandelöl spielte zwar eine Rolle, aber eine untergeordnete. Der Schwerpunkt lag eindeutig auf tierischen Rohstoffen wie Tallow, Schweineschmalz und Lammfett. Sogar Cremes mit Bärenfett sind dokumentiert – heute unvorstellbar, damals jedoch möglich, da es in Mitteleuropa noch Bärenbestände in dünn besiedelten, bewaldeten Regionen wie dem Bayerischen Wald und Teilen Österreichs gab, die von Menschen aktiv bejagt wurden.

Marrow Hautcreme – die Luxuscreme des 18./19. Jahrhunderts

Besonders spannend war für uns die Suche nach Rezepturen, die neben Tallow auch Marrow enthielten. Und tatsächlich: Das Werk von 1824 widmet ein eigenes Kapitel der sogenannten „Rindermark-Pommade“. Pomade war damals ein Oberbegriff für Haut- und Haarpflegeprodukte.

Dort heißt es:

„Bey der ersten Bekanntmachung dieser Pomade machte solche vieles Glück, weil sie mit frischem Rindermark zubereitet wurde. Als man aber wegen dem großen Defekt an diesem Pomadefett selbst mit dem Rindermark nicht mehr auslangen konnte, wählte man andere wohlfeilere Fette anstatt davon, wodurch ihr sonstiger Kredit bald gesunken ist.“

Ins heutige Deutsch übersetzt bedeutet das:

Als diese Pomade zum ersten Mal vorgestellt wurde, war sie sehr erfolgreich, weil sie aus frischem Rindermark hergestellt war. Doch als das Mark knapp wurde und man es nicht mehr in ausreichender Menge bekam, begann man, billigere Fette zu verwenden. Dadurch verlor die Pomade bald ihren guten Ruf.

Napoleonische Kriege und das „Jahr ohne Sommer“

Der Autor weist also ausdrücklich darauf hin, dass die ursprüngliche Rindermark-Pommade besonders beliebt war, bis sie durch den „großen Defekt“ mit anderen Fetten gestreckt wurde. Höchstwahrscheinlich bezieht er sich damit auf die Versorgungseinbrüche während und nach den napoleonischen Kriegen von 1792–1815, als Viehbestände für das Militär aufgebraucht und Handelswege gestört wurden. Verstärkt wurde dieser Mangel durch die Klimaveränderungen nach dem Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora 1815, der 1816 das „Jahr ohne Sommer“ auslöste. Die Folge waren europaweite Missernten, Hungersnöte und eine zeitweise Vervierfachung der Getreidepreise – und damit auch ein massiver Engpass bei tierischen Rohstoffen wie Tallow & Marrow für die Hautpflege.

Marrow & Tallow Skincare Ursprung

2025 – Comeback von Marrow & Tallow Cremes

Für uns von Marrow Glow ist dieser historische Befund hochrelevant: Schon vor 200 Jahren galt Marrow als besonders wertvoller Rohstoff für Hautpflegeprodukte. Es wurde jedoch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten durch günstigere Fette ersetzt. Spannend ist, dass nach unserer aktuellen Recherche kein anderes Fett damals so lobend hervorgehoben wurde wie Marrow. Unsere Entscheidung, Tallow Cremes mit Marrow weiterzuentwickeln – sei es in der Light-Version mit Tallow & Marrow oder als 100 % Marrow in unserer Premium-Kollektion – knüpft genau an diese historische Tradition an. Tallow war und ist ein gutes und reichhaltiges Basisfett für eine natürliche Hautpflege – doch Marrow galt bereits damals als die Luxusvariante, die von den Menschen besonders geschätzt wurde.

 

Wir sind stolz, mit Marrow Glow dem lange vergessenen Rohstoff Marrow im deutschsprachigen Raum zu einem Comeback zu verhelfen. Gemeinsam mit Tallow schaffen wir eine Rückkehr zu ursprünglicher Hautpflege – so, wie sie um das Jahr 1800 noch selbstverständlich war.

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